Winternudeln mit Maroni



 

Esskastanien und Maronen sind viel mehr als nur eine winterliche Leckerei. Sie hätten in Wirklichkeit das Zeug für ein gesundes Grundnahrungsmittel. Während wir uns also zumeist mit Brot, Nudeln und Milchprodukten über Wasser halten und dabei immer mehr übersäuern, wären Maronen eine sättigende und gleichzeitig glutenfreie sowie basische Alternative. Überdies kann die Esskastanie mindestens so variantenreich zubereitet werden wie die Kartoffel und schmeckt zudem ausserordentlich köstlich.

 

Maroni: Nussfrucht aus dem warmen Süden

Ursprünglich aus Kleinasien bzw. dem Kaukasus stammend, verbreitete sich die Esskastanie, die auch Edelkastanie und im Volksmund auch Maroni oder Marone genannt wird, im Zuge der Expansion der Römer nach und nach in ganz Europa. Heute wird ihr Anbau besonders in den warmen mediterranen Ländern wie Italien, Spanien, Frankreich, Türkei, Portugal sowie im Tessin betrieben. Die Früchte der Esskastanie werden als Nussfrüchte bezeichnet.

Esskastanie und Maronen: Der Unterschied

Sprechen auch Sie immer von Maronen und meinen damit eigentlich die Esskastanie? Dann ist das so nicht ganz richtig. Denn hier besteht ein feiner Unterschied. Beide gehören zwar zur Familie der Kastanien, es handelt sich aber nicht um dieselbe Kastanienart. Die Maronen sind eine spezielle Weiterzüchtung der Esskastanie. Zudem unterscheiden sich beide Kastanienarten in Aussehen und Geschmack.

Esskastanien sind wesentlich kleiner, dunkler und runder als die herzförmigen Maroni. Davon abgesehen bestechen die Maroni durch ihren intensiveren und süsslichen Geschmack. Im folgenden Artikel verwenden wir beide Begriffe als Synonyme.

Maronen: Saison und Erntezeit

Im Herbst beginnt die Erntezeit der Maronen und natürlich auch der anderen Esskastanien und reicht bis in den November und sogar bis in den Dezember hinein – abhängig von der Kastanienart. Zwischen September und Oktober fallen die reifen Früchte auf den Boden. Dabei platzen ihre Schalen auf, geben die Esskastanien frei und müssen nur noch aufgesammelt werden. Die so genannten Dauermaronen hingegen werden im November per Hand von den Bäumen gepflückt.

Das "Brot der Armen"

Lange bevor kartoffeln und Mais in Europa Fuss fassen konnten, galten Maronen für eine breite Bevölkerungsschicht als unentbehrliches Grundnahrungsmittel. Meistens wurden die Nussfrüchte zu Mehl verarbeitet, aus dem dann Brote gebacken wurden. Vor allem für die ärmere Bergbevölkerung stellten die Kastanienbäume wahre Lebensretter dar, die sie vor Hungersnöten bewahrten.

Nicht umsonst wurde die Esskastanie deshalb als das "Brot der Armen" bezeichnet, und es hiess, dass ein Kastanienbaum pro Person genüge, um gut durch den Winter zu kommen. Anhand dessen lässt sich bereits erahnen, welches Multi-Talent sich hinter den leckeren Nussfrüchten verbirgt - sowohl bei der Verarbeitung und Verwendung als auch im Hinblick auf eine sättigende, vollwertige und gesunde Ernährung

Maronen: Wertvolles Grundnahrungsmittel

Maronen und andere Esskastanien bestechen durch ihre enorme Vielfalt an Inhaltsstoffen: Wertvolle Kohlenhydrate hochwertiges Eiweiss, Ballaststoffe sowie unzählige Vitamine und Mineralstoffe. Wir finden hier also nahezu alle (lebens)wichtigen Nährstoffe mit einem köstlichen Geschmack vereint.

Maronen sind gute Energiespender

Einen grossen Pluspunkt bietet der hohe Anteil an komplexen Kohlenhydraten in der Esskastanie. Sie bewirken nicht nur einen hohen Sättigungsgrad, sondern sorgen auch dafür, dass der Blutzucker nach dem Essen von Kastaniengerichten langsam ansteigt und relativ lange stabil bleibt.

Wir bleiben länger satt und müssen uns nicht vor einer unkontrollierten "Heisshungerattacke" kurz nach dem Essen fürchten – wie das bei einer Mahlzeit aus isolierten Kohlenhydraten (z. B. Weißmehl, Zucker etc.) der Fall wäre. Wir fallen danach nicht in ein körperliches Tief, sondern bleiben frisch und munter.

Probieren Sie beispielsweise einen leckeren bunten Salat mit gebratenen Maronen. Da es Maronen schon fertig gekocht und vakuumiert oder tiefgefroren gibt, sind sie schnell zubereitet und daher eine ideale Mahlzeit für Tage, an denen die Zeit knapp ist.

Esskastanien senken den Stresspegel

Mit dem häufigen Verzehr von Maronen und anderen Esskastanien kann man den Nerven Gutes tun sowie Blutdruck und Herzschlag regulieren. Zu verdanken haben wir dies unter anderem der besonders hohen Konzentration des Mineralstoffes Kalium (707 mg/100 g) in der Kastanie. Mit seiner basischen Wirkung sorgt das Kalium für eine Neutralisierung von überschüssigem Natrium im Körper sowie für eine vermehrte Narium-Ausscheidung über die Nieren.

Studien belegen dies und empfehlen eine gesteigerte Aufnahme von Kalium über die Nahrung. Schliesslich ist das Zuviel an Natrium – bedingt durch die heute oft übliche zu salzreiche Ernährung – in manchen Fällen Mitverursacher für hohen Blutdruck Mit einer kaliumreichen, aber zugleich natriumarmen Ernährung reduzieren Sie präventiv das Risiko für Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Herz-Rhythmus-Störungen.

Greifen Sie bei Stress und Ärger also lieber zu einem Edelkastanien-Snack und lassen Sie die Schokolade links liegen. Das ist wesentlich gesünder und schmeckt genauso gut.

Für Nerven wie Drahtseile

Doch helfen Maronen nicht nur dabei, Ihre Nerven zu stärken, sondern bewirken auch wahre Wunder bei körperlicher und geistiger Erschöpfung. Verantwortlich dafür ist der beachtliche Anteil der B-Vitamine (Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B3 und Vitamin B6). B-Vitamine werden besonders für das Nervensystem, aber auch für einen leistungsfähigen Energiehaushalt benötigt.

Auch wenn der Gehalt an B-Vitaminen beispielsweise in anderen Nusssorten höher ist - die Paranuss enthält etwa 1 mg Vitamin B1 pro 100 g – hilft die Kastanie mit 0,23 mg Vitamin B1 pro 100 g dennoch dabei, den täglichen Bedarf eines Erwachsenen von etwa 1 bis 2 mg abzudecken. Wenn Sie also viel Kopfarbeit leisten müssen, bei der eine hohe und dauerhafte Konzentrationsfähigkeit gefragt ist, dann legen Sie sich ein kleines Tütchen mit gerösteten Kastanien bereit.

Top-Schutz mit Vitaminen

Neben den B-Vitaminen liefert die Maroni im Vergleich zu anderen Grundnahrungsmitteln (z. B. Getreide Kartoffeln,Soja, Linsen) hohe Mengen an Vitamin C. Natürlich enthalten bestimmte Obst- und Gemüsesorten – Zitrusfrüchte, Spinat oder Brokkoli– vergleichsweise mehr davon. Doch nicht jeder kann sich geschmacklich dafür begeistern und hat nun mit der Kastanie eine gute Alternative.

Mit ihrem Vitamin-C-Gehalt stärkt die Maroni das Immunsystem und unterstützt bei der Abwehr von Infektionen und Entzündungen. Zudem soll laut Studien ein hoher Vitamin-C-Gehalt das Risiko von Schlaganfällen, Arteriosklerose und Herz-Kreislauferkrankungen reduzieren. Schliesslich senkt es sowohl das Gesamt-Cholesterin als auch das schlechte LDL-Cholesterin.(

Gemeinsam mit dem ebenfalls in den Esskastanien vorkommenden Vitamin E fungiert Vitamin C ausserdem als Antioxidans gegen angreifende freie Radikale, die nicht nur unsere Haut altern lassen, sondern auch unsere Körperzellen schädigen. Ein Vorgang, der letztendlich die Entstehung von Krebs begünstigen kann. Darüber hinaus schützt Vitamin E Ihre Arterien vor Ablagerungen, indem es die Produktion des schlechten LDL-Cholesterins reduziert.

Fit und schlank mit wenig Fett

Einen positiven Einfluss auf das Cholesterinprofil im Blut übt neben dem Vitamin E auch die Vielfalt der einfach undmehrfach ungesättigte Fettsäuren (Linolsäure und Linolensäure) aus, die in der essbaren Kastanie vorhanden sind:

Das gute HDL-Cholesterin erhöht sich, das schlechte LDL verringert sich. Gute Voraussetzungen für ein funktionierendes Herz-Kreislaufsystem.

All diejenigen unter Ihnen, die sich gesund ernähren möchten, dabei aber auf ihre schlanke Linie achten wollen, können aufatmen. Sie dürfen weiterhin getrost zur Maroni greifen. Denn im Vergleich zu anderen Nüssen weisen Esskastanien mit knapp 2 Prozent einen relativ geringen Anteil an Fetten auf.

Maroni als natürliche Antioxidantien

Mit dem Genuss eines "Kastanien-Gerichtes" nehmen Sie überdies hochwertige sekundäre Pflanzenstoffe zu sich. In der Edelkastanie verstecken sich unter anderem schützende "antioxidative"Flavonoide und Lignane. Eine mit Flavonoiden angereicherte Ernährung senkt z. B. die Sterblichkeit in Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Potential für die Entstehung einer bestimmten Form von Leberkrebs verringert sich ebenfalls.

Zudem sollen Lignane – die zur grossen Gruppe der Phytoöstrogene (pflanzliche Hormone) gehören – einen Schutz vor bestimmten Krebserkrankungen (Brust, Darm) bilden.

Schlussendlich mindern die antioxidativen Stoffe - laut einer Studie - auch die Gefahr der typischen Diabetesfolgeerkrankungen wie Überzuckerung, erhöhte Blutfettwerte und oxidativer Stress.

Basenreich und magenfreundlich

Mit einer kaliumreichen, basenüberschüssigen Ernährung, die zusätzlich einen regelmässigen Verzehr von Maronen und Esskastanien vorsieht, beugen Sie bestimmten Beschwerden im Magen-Darm-Bereich vor.Blähungen, Sodbrennen, Völlegefühl oder Reizungen der Magenschleimhaut - Anzeichen eines überlasteten Verdauungssystems - lassen sich lindern.

Meiden Sie also zukünftig Fertiggerichte und Produkte aus Weissmehl und setzen Sie vermehrt auf basenreiche Gerichte - natürlich so oft wie möglich mit Maronen oder anderen Esskastanien.

Schon allein ihr hoher Anteil an Kalium (basischer Mineralstoff) neutralisiert vorhandene überschüssige Säuren im Körper.

Ein Brei aus Kastanien ist somit bei Reizungen bzw. Entzündungen von Magen und Darm das Mittel der Wahl. Schon Hildegard von Bingen soll hier auf eine kurmässige Anwendung eines solchen Breis geschworen haben.

Eine basische Ernährung mit Maroni empfiehlt sich übrigens auch für Rheumapatienten, die ebenfalls auf eine säurereduzierte Ernährung achten müssen.

Mit Maronen die Knochen stärken

Wer sich basisch ernährt und regelmässig die Edelkastanie auf dem Speisezettel stehen hat, tut nicht nur seinem Magen einen grossen Gefallen, sondern auch seinen Knochen. Denn neben allen bisher erwähnten Vitaminen und Mineralstoffen, enthält die essbare Kastanie zudem Kalzium, unseren Knochenbaustoff. Selbst wenn der Anteil an Calcium hier (33 mg/100 g) bei weitem nicht an jenen von beispielsweise Mandeln (252mg/100g) heranreicht, ist die Maroni dennoch eine sinnvolle Ergänzung – zumal man von den Kastanien deutlich mehr essen kann als von Mandeln.

Auch der bereits weiter oben erwähnte hohe Kaliumgehalt trägt zur Knochengesundheit bei, da hohe Kaliumanteile zu einer verringerten Kalziumausscheidung führen. Somit bleibt mehr Calcium im Organismus, das nun in die Knochen eingelagert wird. Wer also aktiv und präventiv einer möglichenOsteoporose (Knochenschwund) vorbeugen will, kann mit der Esskastanie ebenso gewinnen wie Menschen, die häufig an Muskelkrämpfen leiden. Denn sowohl Calcium als auch Kalium wirken bei der Steuerung der Muskeltätigkeit mit und somit Krämpfen entgegen.

Frei von Gluten

Neben all den bisher genannten positiven Auswirkungen auf unsere Gesundheit punktet die Esskastanie zu guter Letzt mit einer weiteren Eigenschaft. Maronen sind glutenfrei. Somit sind sie besonders gut bekömmlich für Zöliakiepatienten (Zöliakie = Glutenunverträglichkeit) sowie für alle, die an zöliakieunabhängigen Glutenunverträglichkeiten (Glutensensitivität) leiden.

Besonders praktisch dabei ist, dass die Esskastanie nicht nur in ihrer ursprünglichen Form essbar ist. Aus ihr können viele verschiedene Kastanienprodukte gewonnen werden, z. B. Kastanienmehl, Kastanienflocken, Kastanienchips, Kastanienpüree, Kastanienaufstriche, Kastanienmilch und vieles mehr.

Somit können Glutensensitive hier aus dem Vollen schöpfen. Denn allein aus dem Kastanienmehl können viele Back- und Teigwaren wie Brot und Nudeln, aber auch viele Nachspeisen hergestellt werden.

Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass diese Teigwaren – wenn man sich glutenfrei ernähren möchte – neben Kastanienmehl kein Dinkel- oder gar Weizenmehl enthalten (wie das oft der Fall ist), sondern mit glutenfreien Mehlsorten zubereitet sind.

 

Übernommen aus Zentrum der Gesundheit, Autor Kirsten Hube